High Noon: Kraftanstrengung aller Beteiligten für sinnvolle Digitalisierung des Gesundheitswesens notwendig

16. Juli 2020

Kommentar von Katrin Pucknat, Präsidentin Germany für ResMed, wie mithilfe digitaler Innovation aus einem Krankheits- ein Gesundheitssystem wird, in dem der Patient als Ganzes im Mittelpunkt steht.

Wie uns die COVID-19-Pademie aktuell beweist, steht und fällt die individuelle Gesundheit von Menschen und die Möglichkeit für Patienten, von Krankheiten zu genesen, mit der Leistungsfähigkeit und Ausstattung des jeweiligen Gesundheitssystems.

Zudem gehört es zu den großen Herausforderungen des bundesdeutschen Gesundheitswesens sowohl den demographischen Wandel als auch die kontinuierliche und drastische Kostensteigerung der Gesundheitsversorgung in den Griff zu bekommen. Moderne digitale Technologie ist ein zentraler Ansatz zur Bewältigung dieser Problemstellung. Innovationen in den folgenden fünf Bereichen bringen zentrale Fortschritte für die Versorgungsverbesserung von Patienten und zur Eindämmung der Kostenexplosion im Gesundheitswesen:

  • Künstliche Intelligenz, wie man sie zum Beispiel bereits in der Früherkennung der Krebsdiagnostik einsetzt;
  • Big Data kommt Patienten besonders in der Risikoeinschätzung und der Personalisierung der Medizin zugute;
  • Telemedizin verbessert in der Regel das Monitoring von Krankheitsverläufen und erleichtert somit die Diagnostik und die Therapie auch über Distanzen hinweg. Hierin liegt besonders auch eine Chance für die medizinische Versorgung außerhalb von Ballungsräumen.
  • E-Health – Hier wird in Deutschland zur Verbesserung der medizinischen Versorgung und der Vermeidung von Informations- und Kommunikationslücken primär die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte diskutiert;
  • Robotik ist keine ferne Vision aus Science-Fiction-Romanen, sondern kommt bereits zur Unterstützung von Operateuren und in der Pflege zum Einsatz

Sprechen wir von der Digitalisierung des Gesundheitssystems, müssen alle diese Bereiche ineinandergreifend berücksichtigt werden, was häufig bedeutet, dass Prozesse, Abläufe und die Versorgung und Angebote an Patienten komplett neu gedacht werden müssen. Elementar ist, dass im Kontext einer sinnvollen Digitalisierung der Fokus weg von einzelnen Erkrankungen und Leistungen und hin zu der ganzheitlichen Gesundheit des Patienten geht. Aus einem Krankheitssystem muss tatsächlich ein Gesundheitssystem werden. Daraus resultiert die Notwendigkeit, die Gesundheitsversorgung sektorenübergreifend zu gestalten.

Technologie bietet hier riesige Chancen, eine effiziente Patientenbetreuung über unterschiedliche medizinische Leistungserbringer und Disziplinen hinweg zu ermöglichen. Wenn diese auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet sind, nämlich den Patienten über einen längeren Zeitraum hinweg deutlich gesünder zu erhalten oder machen, dann resultiert daraus auch eine wesentlich positivere Patientenerfahrung – nicht zu sprechen von den besseren Therapieergebnissen und einer gesteigerten Kosteneffizienz.

Am Ende kann die erfolgreiche digitale Transformation jedoch nur dann Realität werden, wenn alle Beteiligten bereit sind, den Weg mitzugehen. Dazu müssen Einzelinteressen zurückgestellt werden und Prozesse und Regeln, die über Jahrzehnte gegolten haben, komplett überarbeitet werden, um auch tatsächlich den Patienten als Ganzes in den Mittelpunkt zu stellen und neue Lösungen nachhaltig zu integrieren. So ein Paradigmenwechsel ist mit Sicherheit nicht einfach. Es ist durch Themen wie die Vergütung, die sektorenübergreifende Zusammenarbeit, Datenschutz und vielem mehr wahrscheinlich die größte Herausforderung für das bundesdeutsche Gesundheitssystem.

Wie man aus anderen Branchen, in denen die Digitale Transformation bereits weiter fortgeschritten ist, weiß, liegt die größte Herausforderung nicht in der Technologie oder den Prozessen, sondern darin, die Menschen mitzunehmen und mit der notwendigen Resilienz, Flexibilität und den Fähigkeiten auszustatten, um den Wandel erfolgreich durchzuführen und zu überstehen. Nur eines ist klar: sich dem Wandel entgegenzustellen wird nicht funktionieren.

Eine neue Generation von jungen Ärzten und medizinischen Fachkräften fordert technologische Innovation und Digitalisierung aktiv ein. Patienten werden zunehmend digitaler, informierter und stellen entsprechende Anforderungen an Kliniken, Ärzte und Krankenversicherungen. Dies gepaart mit dem zunehmenden Kostendruck, zwingt die Verantwortlichen, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Ob dieser Prozess jedoch aktiv angegangen wird oder ob ein Gesundheitssystem eher aufgrund von äußeren Ereignissen wie der aktuellen COVID-19-Pandemie quasi vor sich hergetrieben und in Teilbereichen zur Veränderung gezwungen wird, macht letztendlich einen entscheidenden Unterschied in der Qualität der Ergebnisse, die erzielt werden. Und nur ein aktives, strategisches Angehen des Veränderungsprozesses garantiert letztendlich, dass bei aller Veränderung der Patient als Ganzes im Mittelpunkt des Innovationsprozesses steht.

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Heike Schubert
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